Landgut Pretschen: Feldbau, Gartenbau und Tierhaltung

Ökologischer Landbau im malerischen Unterspreewald: Bei der Exkursion im Juli 2023 zum Landgut Pretschen geht es um die Bedeutung von Bio-Produkten, Erfahrungen des Landwirts sowie Herausforderungen und Potenziale auf dem Hof. Bei einer Führung über den großen Hof und einer anschließenden Verkostung hofeigener Produkte lernen die fünfzehn Teilnehmenden Landwirt Sascha Philipp und seinen Betrieb kennen. Das Landgut, das seit 24 Jahren nach den Richtlinien des Demeter-Verbandes arbeitet, basiert auf den drei Säulen Feldbau, Gartenbau und Tierhaltung.

„Menschen müssen Sinn in ihrer Arbeit sehen“ – Über das Landgut Pretschen

Sascha Philipp führt ein biodynamisches Unternehmen mit 40 Mitarbeitenden, darunter auch Auszubildende und Saisonkräfte. Pro Jahr produzieren sie 200 Tonnen Tomaten und zwischen 80 bis 160 Tonnen Chicorée auf dem Landgut. Zusätzlich gibt es Gurken, Kürbis, Schalotten, Grünkohl und Leguminosen. Die braunen Tellerlinsen und Co. sind dabei längst nicht nur leckere und nahrhafte Produkte für eine zukunftsweisende Ernährung, sondern sie sind auch für die Felder gut. Die Demeter-Produkte werden nach Berlin, Erfurt, an regionale Läden und an den Naturkostfachhandel Terra geliefert. Durch die vielfältigen Abnehmer*innen ist die Preisgestaltung unabhängiger und flexibler.

Der größte Ruthje-Erzeuger Deutschlands 

Fleischtomate oder Ruthje-Tomate? Letztere verkauft sich im Vergleich zu den anderen drei Tomatenvarianten, die auf dem Hof angebaut werden, deutlich besser. So gut, dass das Landgut Pretschen mittlerweile der größte Ruthje-Erzeuger in Deutschland ist. Die kleine, samenfeste und schmackhafte Tomate wächst von März bis Oktober. Durch geschicktes Platzieren der bis zu 12 Meter hohen Pflanzen auf verschiedenen Ebenen im Gewächshaus wird eine optimale Wachstumsumgebung geschaffen.

Trotz des Erfolgs der Tomaten und des Anbaus anderer Gemüsesorten stehen Landwirt Sascha Philipp und sein Team vor Herausforderungen. Die steigende Inflation und höhere Löhne und Energiepreise haben zu einem 30%igen Rückgang im Verkauf geführt. Um die Wasserversorgung sicherzustellen, nutzen sie neben der Regenwassersammlung auch Wasser aus dem Spreewald und planen die Vergrößerung der Teiche.

Nachhaltige Schädlingsbekämpfung und Tierwohl

Auf dem Landgut Pretschen setzt man auf Nützlinge, statt Chemikalien zur Schädlingsbekämpfung. Schlupfwespen werden gegen Läuse genutzt, und Hummeln unterstützen die Bestäubung der Tomatenpflanzen effektiver als manuelle oder gar chemische Verfahren.

Zudem wird auf dem Hof auch das Tierwohl großgeschrieben. Seit vier Jahren praktizieren Sascha Philipp und sein Team die ammengebundene Kälberaufzucht, bei der die Kälber länger bei den Kühen bleiben und erst nach vier Monaten getrennt werden. Diese Methode reduziert zwar die Milchproduktion, aber auch die Verluste durch nicht fressende Kälber. Das Futtermittel für die Viehhaltung wächst auf den eigenen Feldern und ihr Mist wird als Dung gestreut.

Auf guten Böden stehen –  Experimentierfeld und langfristige Planung

Pachtverträge für die meisten landwirtschaftlichen Flächen sind lediglich auf neun bis zwölf Jahre ausgelegt. Das widerspricht einer langfristigen Planung auch von kostenintensiven Neuerungen. Gute Böden sind jedoch Voraussetzung für eine zukunftsfähige Landwirtschaft mit schmackhaften Lebensmitteln. Sollten landwirtschaftliche Flächen Gemeinwohl statt im privaten Besitz sein? Eine wichtige Frage, die Sascha Philipp während des Tages aufwirft. Er hat das Privileg eines Pachtvertrages, der bis zum Ende seines Arbeitslebens gilt. Nicht zuletzt deshalb hat er viel in sein modernes Gewächshaus investiert oder experimentiert auf der sogenannten Spielwiese mit verschiedenen Gemüsesorten, auch um die Unsicherheiten der Preisgestaltung auszugleichen. Hier werden neben Zucchini und Spitzpaprika, beispielsweise Kohlrabi angebaut.

 

Noch mehr Bio-Wissen:

Ihr habt es selber nicht zur Exkursion geschafft, wollt aber noch mehr Wissen über ökologische Lebensmittelproduktion? Dann schaut in unserem Kantinen-Portal vorbei. Hier findet ihr neben informativen Videos von bio-regionalen Produzent*innen auch Links zu weiteren nützlichen Webseiten und Dokumenten.

Fotos: Étienne Degeest

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