„Wir kochen mit Liebe!“

Das Team des Fröbel-Kindergartens Im Grünen hat während der Teilnahme an der Kantinen-Werkstatt ihren Bio-Anteil von unter 10% auf 94% gesteigert. Für diese beeindruckende Leistung erhielten sie auf unserem Berliner Kantinenfest den Preis für den Größten Sprung im Bio-Anteil. Wir haben das Frauen-Power-Team einen Tag lang begleitet!

Auf die Frage nach dem Lieblingsgericht antworten die Kinder beim Mittagessen begeistert: Kartoffelbrei! Zum Glück gibt es das heute. Dazu reicht das Kinder-Restaurant des FRÖBEL-Kindergartens „Im Grünen“ Fischragout mit Karottengemüse und Gurkensalat. Der Kartoffelbrei ist zwar eindeutig der Renner, doch die Kinder wagen sich auch an die leckere Sauce, entweder nur mit Gemüse oder mit Fisch. Das Konzept der Kindergarten-Küche ist es, dass die Kinder selbst entscheiden dürfen, was ihnen schmeckt. Alles wird getrennt angerichtet und kann einzeln auf die Teller genommen werden. Dies ist sowohl pädagogisches Konzept als auch ein gutes Mittel, um Lebensmittelabfällen entgegen zu wirken. „Natürlich achten wir auch auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung. Schließlich nehmen die Kinder ihre meisten Mahlzeiten bei uns ein“, betont Anja Bundschuh, die Leiterin des Kindergartens. Sie ist voller Lob für die Speisenvielfalt und kulinarische Qualität, die die Frauen in der Küche jeden Tag auf die Teller zaubern: „Die Qualität des Essens hat sich nach der Umstellung stetig erhöht, der Speiseplan ist viel abwechslungsreicher und unser Budget wird strikt eingehalten.“

Auch die Familien und die rund 50 Pädagog*innen sind mehr als zufrieden mit der Entwicklung der Verpflegung. Vor sieben Monaten lag der Bio-Anteil noch bei 10 Prozent, nach der Begleitung durch die Kantine Zukunft beträgt der Anteil 94 Prozent. Was hat sich seitdem verändert? „Oh, vieles“, entgegnet die Hauswirtschaftskraft Silvana Dochow spontan. „Die Speisepläne sind jetzt pflanzenbetonter, Fisch und Fleisch gibt es mittags einmal die Woche im wöchentlichen Wechsel, Frühstück und Vesper kommen ganz ohne aus.“ Ihre Kollegin Gabriela Wilke, die bereits seit 12 Jahren in der Küche des Kindergartens arbeitet, ergänzt strahlend: „Es wird einfach anders gearbeitet. Besser geplant, woanders eingekauft und frisch gekocht. Und ja, es ist mehr Aufwand, jeden Tag die Speisen handwerklich zuzubereiten, aber es wird auch mit mehr Liebe gekocht.“ Fertigsuppen oder Saucen aus der Tüte gibt es hier nicht. Aus Gemüseresten und den Schalen machen die Köchinnen Gemüsebrühe. Weggeworfen wird so wenig wie möglich. Sabrina Pieloszyk, gelernte Restaurantfachfrau und neu im Team, kennt es gar nicht anders und ist einfach begeistert von den „coolen Mädels“. Die Stimmung ist ausgelassen, obwohl konzentriert gearbeitet wird, immerhin muss das Essen für 265 hungrige Kinder in zwei Stunden fertig sein.

  

„Es ist einfach ein gutes Gefühl, wenn man die Qualität zum Beispiel eines frischen Bio-Apfels schmecken kann“, sagt Christiane Oppler. Sie ist Überzeugungstäterin und kauft auch für ihre Familie fast nur ökologische Lebensmittel ein. Die Küchenleiterin war sofort begeistert, als der Kindergarten-Träger FRÖBEL e.V. das Nachhaltigkeitsziel auslobte, bis 2025 bei allen seinen 40 Kantinen einen höheren Bio-Anteil zu erreichen. Bis Ende 2022 haben bereits zehn Fröbel-Kindergärten die Kantinen-Werkstatt erfolgreich durchlaufen und ihr Ziel erreicht. Robert Kapa war einer der ersten Fröbel-Kita-Köche, der bei der Kantinen-Werkstatt mitgemacht hat. Seitdem unterstützt und motiviert er seine Kolleg*innen aktiv. Inzwischen ist er als Multiplikator und Koordinator für den Träger tätig und berät die anderen Köch*innen, oft gemeinsam mit den Trainer*innen von Kantine Zukunft. „Ich gebe gerne alles an meine Kolleg*innen weiter, was ich während meiner eigenen Kantinen-Werkstatt-Teilnahme gelernt habe. Vor allem freue ich mich, wenn sie genauso begeistert und überzeugt sind von dem Umstellungs- und Trainingsprogramm, wie ich es bin.“, sagt Robert Kapa.

Christiane Oppler ist gelernte Köchin und arbeitet seit Oktober 2020 beim Kindergarten „Im Grünen“. Als Mutter zweier Kinder musste sie nach deren Geburt eine Arbeit suchen, bei der sie geregelte Arbeitszeiten hat. Das ist in der Gastronomie selten der Fall. Deshalb arbeitete Oppler acht Jahre als Briefträgerin, bis sie es wieder zum Kochen zog und sie im Kindergarten in Schöneweide ihrem Wunschberuf mit familienfreundlichen Arbeitszeiten nachgehen konnte. Für sie war es gar nicht schwer, sich auf die ganzen Veränderungen einzulassen, zumal sie am Trainingsprogramm mit großem Vergnügen teilgenommen hat. Auch der Austausch mit Kolleg*innen beim Kantinen-Treff und die Koch-Workshops halfen ihr beim Umstellungsprozess.

Dank des praktischen Kostenüberschussrechners und des Speiseplaners von Kantine Zukunft behält sie zudem ihre Ausgaben im Blick. „Und vor allem die intensive Zusammenarbeit mit Manuel Poschadel, meinem Kantine-Zukunft-Trainer, den ich immer mal schnell anrufen kann, ist sehr hilfreich“, sagt Christiane Oppler. Neue Rezepturen aus den Koch-Workshops hat sie ausprobiert und war überrascht, wie einfach es ist, köstliche Gemüsebratlinge aus Broccoli, Blumenkohl oder Erbsen herzustellen. „Und es macht einfach Spaß, für die Kinder was Leckeres und Gesundes zu kochen.“ Darüber hinaus will Christiane mehr für die Ernährungsbildung tun. „Mein Ziel ist es, öfter gemeinsam mit den Kindern in einer Koch-AG zu kochen“.

Fotos: Joanna Nottebrock
Interview und Text:
Susanne Salzgeber

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