Kantine-Zukunft-Talk: Ernährungswende in Aktion – Pioniere und Projekte

Die Ernährungswende umfasst viel mehr als die Umstellung von Gemeinschaftsverpflegung auf nachhaltig produzierte Menüs. Beim Kantine-Zukunft-Talk „Ernährungswende in Aktion – Pioniere und Projekte“ am 21.11.2024 haben wir gezeigt, wie breit und kreativ das Feld der Ernährungspolitik wirklich ist.

Die Ernährungswende steht für einen tiefgreifenden Wandel unseres gesamten Ernährungssystems – hin zu mehr Nachhaltigkeit, sozialer Gerechtigkeit und Gesundheit. Sie fordert nicht nur, unsere Essgewohnheiten zu überdenken, sondern auch die Art und Weise, wie Lebensmittel produziert, verteilt und konsumiert werden. Dieser Wandel adressiert globale Herausforderungen wie den Klimawandel, den Verlust von Biodiversität und soziale Ungleichheit und setzt dabei bewusst auf lokale Lösungen.

Besonders in städtischen Räumen wie Berlin wird deutlich, wie vielfältig und kreativ dieser Systemwechsel gestaltet werden kann: Von Urban Gardening über Bildungsinitiativen für nachhaltigen Konsum bis hin zu innovativen Konzepten für den Zugang zu gesunden Lebensmitteln. Kommunale Ernährungspolitik spielt hier eine Schlüsselrolle. Sie erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen Politik, Zivilgesellschaft und Wirtschaft und umfasst Themen wie die Förderung regionaler Wertschöpfungsketten, die Reduktion von Ernährungsarmut oder die Verankerung nachhaltiger Prinzipien in der Gastronomie.

Beim Kantine-Zukunft-Talk haben wir genau diese Perspektiven in den Fokus gerückt. Mit der Frage, welche Ansätze übertragbar sind und wie wir von internationalen Best Practices lernen können, haben wir die Grundlage für spannende Diskussionen und Inspiration geschaffen.

Die Ernährungswende im Fokus: Einführung von Dinah Hoffmann

Dinah Hoffmann, stellvertretende Projektleiterin von Kantine Zukunft, stellte zu Beginn klar: Die Ernährungswende bedeutet einen grundlegenden Systemwechsel. Es geht darum, wie wir Lebensmittel produzieren, verteilen und konsumieren, und darum, globale Herausforderungen wie den Klimawandel und soziale Ungerechtigkeit mit lokalen Lösungen zu verbinden. Die kommunale Ebene spielt dabei eine entscheidende Rolle.

Mit der Frage, welche Ansätze für Berlin übertragbar sind, wurde die Bühne für unsere internationalen Gäste bereitet:

Ivonne Blossfeld: Klimafreundliche Gastronomie in Zürich

Ivonne Blossfeld leitet den Fachbereich Ernährung und Konsum der Stadt Zürich. Ihre Arbeit fokussiert sich auf Strategien für nachhaltige Ernährung und Klimaneutralität bis 2040. Lassen Sie sich von ihren Einblicken ins Projekt Klima à la carte und der Charta für ein klimafreundliches, gesundheitsförderndes und genussvolles Angebot in der Gastronomie inspirieren.

Highlight:

Das Projekt Klima à la carte zeigt, wie die Gastronomie in Zürich zu einem klimafreundlicheren Angebot bewegt werden kann. Mit niedrigschwelligen Kampagnen, wie der Entwicklung von „Klima-Menüs“, die rein pflanzlich oder aus geretteten Lebensmitteln bestehen, konnten bisher über 100 Restaurants eingebunden werden.

Bianca Minotti: Food Hubs und soziale Innovation in Mailand

Bianca Minotti, Junior Researcher bei EStà – Economia e Sostenibilità Bianca stellte die Arbeit des sogenannten Neighbourhood Food Hub in der Cascina Cuccagna vor, einem ehemaligen Bauernhof, der jetzt zu einem urbanen Zentrum für Soziales und nachhaltige Ernährung umstrukturiert wurde. Dieses Modell verbindet Food-Waste-Reduktion mit sozialer Gerechtigkeit und Gemeinschaftsbildung.

Highlight:

Der Food Hub Cuccagna in Mailand bietet mehr als Nahrungsmittelhilfe: Er kombiniert Kultur, Nachhaltigkeit und soziale Dienstleistungen in einem historischen Bauernhaus. Das Projekt wurde mit dem  Earthshot Prize ausgezeichnet und zeigt, wie sich Gemeinschaftsinitiativen skalieren lassen.

Thomas Mosor: Wien isst G.U.T. – Nachhaltigkeit entlang der Wertschöpfungskette

Thomas Mosor koordiniert den Wiener Lebensmittelaktionsplan Wien isst G.U.T. und arbeitet daran, regionale Wertschöpfungsketten für die Gemeinschaftsverpflegung nachhaltiger zu gestalten. „Wien isst G.U.T.“ umfasst Initiativen wie die Sicherung landwirtschaftlicher Flächen, die Förderung biologischer Landwirtschaft und Programme zur Reduktion von Lebensmittelverschwendung.

Highlight:

Das Programm Ökokauf Wien setzt auf kurze Lieferketten und biologische Lebensmittel. Mit Bio-Quoten von bis zu 60 % und Prinzipien wie Saisonalität zeigt Wien, wie nachhaltige Verpflegungspolitik große Wirkung erzielen kann. Wien produziert jährlich 73.400 Tonnen Gemüse, was 31 % des Eigenbedarfs deckt und die Bedeutung lokaler Kooperationen unterstreicht.

Franziska Wiebke: Ernährungspolitik im deutschen Kontext

Franziska Wiebke, Doktorandin an der Universität Paderborn, beleuchtet, wie Ernährungspolitik in Deutschland im föderalen System verankert ist und welche Rolle z.B. Werbung in Ernährungsumgebungen spielen.

Highlight:

Die Regulierung von Werbung für ungesunde Lebensmittel bietet großes Potenzial für Veränderungen im Ernährungsverhalten. Franziska zeigte, wie innovative Politiken in Deutschland umgesetzt werden können.

Mini-Markt der Möglichkeiten

Nach den inspirierenden Inputs hatten die Teilnehmenden die Gelegenheit, sich beim „Mini-Markt der Möglichkeiten“ mit Berliner Akteur*innen wie Über den Tellerrand, Weltacker Berlin und Restlos Glücklich auszutauschen. Hier wurde deutlich, wie viel in der Stadt schon vorangebracht wird und wo vielleicht noch Potenzial schlummert.

Der Kantine-Zukunft-Talk hat erneut gezeigt, wie vielfältig und kreativ Ernährungspolitik gestaltet werden kann. Durch die Verbindung von lokalen Lösungen mit internationalen Best Practices können wir die Ernährungswende aktiv vorantreiben.

Wir freuen uns auch 2025 wieder wegweisende Themen und inspirierende Gäste in unseren Kantine-Zukunft-Talks zu präsentieren. Über unsere vergangenen Veranstaltungen zu Kommunen als Treiber der Ernährungswende oder Ernährungsumgebungen lesen Sie hier.

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