Berliner Kantinenfest – eine Feier des Wandels!
Fünf Preise, 150 Gäste und ganz viel Applaus: am 9.11.22 feierten wir gemeinsam das erste Berliner Kantinenfest. Exemplarisch für viele weitere Küchenteams, haben fünf Einrichtungen der Berliner Gemeinschaftsgastronomie Preise für ihre besonderen Erfolge erhalten. Hier gibt es Eindrücke vom feierlichen Fest!
Gemeinschaftsgastronomie lebt von den Menschen, die sie tagtäglich gestalten. Von motivierten Küchenteams, engagierten Einrichtungsleitungen, unterstützenden Geschäftsführer*innen, von neugierigen Gästen. Beim Berliner Kantinenfest am 9. November standen deshalb genau diese Menschen im Mittelpunkt und auf der Bühne: Menschen aus Berliner Kantinen, Menschen, die wir für ihre Arbeit und ihr Wirken feiern wollen!
Gemeinschaftsgastronomie braucht eine zukunftsfähige Landwirtschaft, fördernde (ernährungs-)politische Rahmenbedingungen, ein unterstützendes Netzwerk, funktionierende Wertschöpfungsketten und eine ansprechende Esskultur. Deshalb teilten fünf Laudator*innen ihre Expertise und ihre zukunftsweisenden Perspektiven aus Politik, Landwirtschaft, Gastronomie und Biohandel mit den Gästen.
Nicht dabei gewesen? Kein Problem! Das Video zum Berliner Kantinenfest gibt‘s hier:
Stellvertretend für die vielen engagierten Küchenteams wurden fünf von ihnen auf dem Berliner Kantinenfest mit einem Preis für ihre besonderen Erfolge und Leistungen ausgezeichnet. Herzlichen Glückwunsch an:
Für das Größte Engagement im Einkauf wurde das Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe ausgezeichnet. Das Krankenhaus hat nicht nur einen Bio-Anteil von 60 %, sondern legt großen Wert auf den direkten Lebensmittel-Bezug von regionalen Produzent*innen. Sogar eine Anbauplanung mit dem Berliner Gemüsebauern Speisegut wurde in 2022 gestartet. Den ersten Preis des Abends überreichte Benedikt Bösel – „Landwirt des Jahres 2022“ und Geschäftsführer der regenerativen Land- und Agroforstwirtschaft Gut & Bösel.
Den Preis für den Größten Sprung im Bio-Anteil hat der Fröbel-Kindergarten Im Grünen erhalten. Eine wirklich beeindruckende Steigerung des Bio-Anteils von unter 10% auf 94% konnten Christiane Oppler und ihr Team während ihrer Teilnahme an der Kantinen-Werkstatt erreichen. Ein großer Erfolg – den Michael Wimmer, Gründer und Geschäftsführer der FÖL Berlin-Brandenburg e.V. mit einem Award auszeichnete.
Anfang des Jahres wurde die Berliner Stadtreinigung als momentan einziges landeseigene Unternehmen bio-zertifiziert. Das verwendete Obst und Gemüse sowie Eier, Kartoffeln und frisches Rindfleisch kommen mittlerweile nur noch aus ökologischer Produktion. Das gilt für alle 10 Standorte, die über das ganze Stadtgebiet verteilt sind. Über 1000 Mahlzeiten gehen hier täglich über die Tresen. Dafür haben Sie den Preis für das Größte Bio-Engagement mit Siegel erhalten. Verliehen wurde der Preis von Renate Künast, Mitglied des Bundestags.
Die Kita BalatonKnirpse des Trägers Forum Soziale Dienste hat bewiesen, dass auch sehr (!) hohe Bio-Anteile innerhalb des Budgetrahmens möglich sind. 100% Bio hat das Team während der Kantinen-Werkstatt-Teilnahme erreicht – das hat bisher keine andere Einrichtung geschafft. Für diese große Leistung hat das Team den Award für den höchsten Bio-Anteil im Gesamteinkauf erhalten! Übergeben wurde der Preis von Tina Andres, geschäftsführende Vorständin der EVG Landwege e.G. und seit diesem Jahr BÖLW-Vorstandsvorsitzende.
Für die Kantine im Bundesministerium für Arbeit und Soziales hat das Cateringunternehmen Widynski & Roick den Preis für die Stärkste inhaltliche Weiterentwicklung der Speisepläne erhalten. In der Kantine wurden der Bio-Anteil stark nach oben geschraubt, Rezepturen weiterentwickelt und die Menülinien reduziert: Die Arbeit an den modernen Rezepturen hat sich gelohnt und so ist die Nachfrage nach den pflanzenbasierten Gerichten deutlich gestiegen. Den Preis überreichte Billy Wagner, Leiter des Berliner Speiselokals Nobelhart & Schmutzig.
Was sonst noch auf der Bühne geschah?
Durch den Abend leitete Moderatorin Dinah Hoffmann, stellvertretende Projektleiterin der Kantine Zukunft. Bürgermeisterin und Senatorin für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz Bettina Jarasch eröffnete die Veranstaltung mit einem Grußwort. Darin dankte auch sie allen Akteur*innen der Gemeinschaftsgastronomie dafür, den Wandel der Gemeinschaftsgastronomie mitzugestalten und betonte die soziale Funktion von Kantinen und Ernährung.
Dann startete die Preisverleihung: Als Laudator*innen sprachen Benedikt Bösel, Michael Wimmer, Renate Künast, Tina Andres und Billy Wagner auf der Bühne und teilten ihre Perspektiven auf die Gemeinschaftsgastronomie mit dem Publikum, bevor sie die jeweiligen Preisträger verkündeten. In ihren Präsentationen, Interviews und Reden ging es unter anderem um die kulturelle Bedeutung von Essen, das Potenzial von Zusammenarbeit, um politisch notwendige Rahmenbedingungen und zukunftsfähige Landwirtschaft.
Gleich bei der ersten Preisübergabe wurde deutlich, dass es gesunde Böden für gesundes Essen braucht und ganzheitliche Landwirtschaft zentral für eine gute Ernährung ist: „Wir möchten wissen wo unsere Lebensmittel herkommen und kurze Wege für regionale, saisonale, saubere, nährstoffreiche Lebensmittel haben,“ erklärte etwa Marcus Ziethen, der als Teil der Küchenleitung den Preis für Gemeinschaftskrankenhauses Havelhöhe entgegen nahm. Wie in den Gesprächen mit den Küchenteams klar wurde, beruhen die Erfolge der Küchen vor allem auch auf einer respektvollen Zusammenarbeit und Wertschätzung. Köchin Anne hat das Speiseangebot der Kita BalatonKnirpse auf 100 % Bio umgestellt. Die Arbeit mit frischen Lebensmitteln und den Umstellungsprozess hat sie dabei als extrem positiv erlebt: „Ich habe meine Berufung wiedergefunden! Es macht wirklich Spaß“.
Nicht nur die BalatonKnirpse, sondern viele andere Einrichtungen haben gezeigt, dass hohe Bio-Anteile in der Gemeinschaftsgastronomie möglich sind und als Hebel für qualitativ hochwertiges Essen funktionieren können. Mit dem erfolgreichen Wandel wird die Gemeinschaftsgastronomie zu einem wichtigen Ausgangspunkt für Innovation und nachhaltige Entwicklung. Das bekräftige auch Dr. Philipp Stierand, Projektleiter der Kantine Zukunft. In seinen „5 Learnings“ betonte er die besondere Rolle der Küchenteams für eine Transformation der Gemeinschaftsgastronomie:
„Der Schlüssel für die Transformation liegt in der Küche. Nur dort kann nachhaltig, gesund und lecker zusammengebracht werden. Ernährung ist politisch aber Appetit ist es nicht. Es geht darum, einen Rahmen und einen Speiseplan anzubieten, in dem sich der Gast ganz nach Appetit frei entscheiden kann. Und die Küchen haben bewiesen, dass es funktioniert!“
Ihr wollt die ganze Rede lesen oder hören? Hier findet ihr das gesamte Manuskript sowie den Videomitschnitt.
Wie schmeckt der Wandel – Kostproben aus der Kantine Zukunft
Zum Ausklang des Berliner Kantinenfests kamen die Gäste gemeinsam auf „den Geschmack des Wandels“: Die Trainer der Kantine Zukunft Patrick, Manuel, Robert, Matthias und Amir servierten den Gästen von ihnen zubereitete Kostproben. Bei wärmendem Beets Bourguignon mit Sauerrahm und Domberger-Brot oder Grünkohl mit Apfel und Senfcreme, tauschten sich die Gäste über den Abend, ihre Arbeit und ihre Ideen für eine zukunftsweisende Gemeinschaftsgastronomie aus!
Herzlichen Glückwunsch an alle Berliner Küchenteams, an alle Teilnehmenden der Kantinen-Werkstatt, für eure tollen Erfolge, euren Einsatz und euer Engagement. Wir bedanken uns auch bei allen 150 Gästen fürs Kommen, den großen Beifall, den bereichernden Austausch und das feierliche Fest. Auf bald !
Fotos: © Hella Wittenberg für Kantine Zukunft